| Lokalberichte Schwelm
Offener Brief über die Lebenszustände in der städtischen Unterkunft in der Kaiserstr. 69 in Schwelm
Anbei finden Sie einen Offenen Brief an Frau Hildegard Peters (Leiterin des Fachbereichs Familie, Jugend und Soziales bei der Stadt Schwelm) vom 7. Januar 2019:
Sehr geehrter Frau Peters,
wir sind Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern dieser Erde. Wir leben in Schwelm in der Gemeinschaftsunterkunft in der Kaiserstraße. Manche von uns leben hier bereits seit der Eröffnung der Unterkunft im Januar 2016 manche etwas kürzer. Wir wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie, weil wir uns nicht nur wie Gefangene fühlen, sondern auch mit jedem neuen Tag schwerer tun, in der Unterkunft weiter zu leben. Im Folgenden schildern wir unsere Situation und laden Sie auch ein, sich ein Bild vor Ort zu machen.
In jeder ehemaligen Schulklasse sind mehrere Doppelbetten. Die Zimmer sind so aufgeteilt, dass bis zu 16 Leute in einer ehemaligen Klasse untergebracht werden können. Im Januar 2016 waren wir etwa 20 Flüchtlinge. Bis zum darauffolgenden Sommer wuchs die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner auf etwa 120. Heute sind wir etwas über 30 Bewohnerinnen und Bewohner, Flüchtlinge und andere einheimische Menschen, die ihre Wohnungen verloren haben. Einige Schulklassen sind nicht besetzt und leer. Jedem von uns steht in den Gemeinschaftsräumen ein Bett mit etwa 5 Quadratmeter. Diesen teilen wir mit unserem Bettnachbarn. Dieser ist für alle Bewohner des Heimes. Jedes Doppelbett ist mit provisorischen Raumteilern vom nächsten Bereich abgetrennt. Privatsphäre ist praktisch nicht vorhanden. Es gibt einen Waschraum und einen Aufenthaltsraum. Die Waschmaschine kann von uns nicht bedient werden, weil die Schlüssel vom anwesenden Sicherheitsdienst Matrix verwaltet werden. Genauso verhält es sich mit dem Fernseher im Aufenthaltsraum. Die Fernbedienung wird von den Sicherheitsleuten bedient. Soll ein anderes Fernsehprogramm gewählt oder die Lautstärke verändert werden, müssen wir jedes Mal die Sicherheitsleute darum bitten. Nur im Aufenthaltsraum können die Mobiltelefone aufgeladen werden. In den Zimmern dürfen keine elektrischen Geräte benutzt werden. Die elektrischen Leitungen der ehemaligen Schulklasse sind für die hohe Anzahl der Bewohner nicht ausgelegt. Es gibt eine gemeinsame Küche im Flur und eine einzige Toilette innerhalb des Heims für Männer. Weitere Toiletten und die Duschen sind über den Hof der ehemaligen Schule zu erreichen. Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass wir zwar jederzeit rausgehen können, rein kommen wir aber nicht einfach. Denn keiner von uns hat einen Schlüssel für die Außentür. Jedes Mal wenn wir wieder zu unseren Bereichen zurückkehren wollen, müssen wir klingeln, damit die anwesenden Sicherheitsleute die Tür öffnen. Sind sie gerade nicht da, warten wir gerade frisch geduscht, draußen. Wie Sie aus den Schilderungen entnehmen können, sind wir zu unmündigen Menschen degradiert, die in ihren Wohnräumen selbst weder die Waschmaschine noch den Fernseher bedienen können. Die nicht mal die Außentür selbst auf- noch abschließen können.