| Rassismus und Diskriminierung Diskriminierungsrisiken und Handlungspotenziale im Umgang mit kultureller, sozioökonomischer und religiöser Diversität – Ein Gutachten mit Empfehlungen für die Praxis
Die Stiftung Mercator veröffentlichte mit Stand vom Juli 2021 ein Gutachten, welches die Potenziale für einen diskriminierungssensiblen Umgang mit kultureller, sozioökonomischer und religiöser Diversität analysiert. Dabei werden die Bereiche Bildung (Kita, Hochschule), Arbeitsmarkt (KMU, Gewerkschaften und Arbeitsverwaltung), Gesundheit, Sicherheitsbehörden (Polizei, Bundeswehr), Justiz und Verwaltung betrachtet und bietet eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen, um Diversity Mainstreaming und Antidiskriminierung zu fördern. Die Stiftung lädt die Akteur*innen wichtiger gesellschaftlicher Institutionen ein, sich intensiver mit Fragen der gerechten Teilhabe zu befassen und die Potenziale in ihrem Handlungs- und Einwirkungsbereich zu nutzen. Es gewährt einen Überblick über die unterschiedlichen Risiken von Diskriminierung, den Zugangsbarrieren sowie Herausforderungen und zeigt Ansätze und Chancen anhand von Beispielen guter Praxis und relevanter Akteurinnen und Akteure auf.
Die vollständige Publikation finden Sie hier.
Das Gutachten formuliert folgende Handlungspotenziale:
Ausbildung, Fort- und Weiterbildung – Die Autor*innen regen an, diversitäts- und antidiskriminierungsbezogene Module zu entwickeln und zu erproben, die im Erfolgsfall Eingang in die Curricula der Ausbildung sowie der Hochschulausbildung finden sollten. Als positiv erweisen sich in allen untersuchten Institutionen Formate, die Antidiskriminierung und Diversity in der Aus-, Weiter- und Fortbildung thematisieren. Dazu zählen auch praxisnahe Trainings sowie Angebote zur Weiterqualifizierung von Trainer*innen.
Personalwesen – Spezielle softwaregestützte Tools und Trainings, die bei der diskriminierungssensiblen und diversitykompetenten Personalgewinnung und -entwicklung zum Einsatz kommen, erhöhen die Vielfalt am Arbeitsplatz und vermeiden Diskriminierung, so das Gutachten. Auf den Führungsebenen bildet die Arbeitswelt die ethnisch-kulturelle, religiöse und soziale Diversität der Gesellschaft bislang nicht ab. Über Instrumente der Führungskräfteentwicklung, Quereinsteiger*innen-Programme und ggf. auch eine Quotierung sieht das Gutachten Ansätze, Behördenleitungen und Geschäftsführungen diverser zu machen.
Beschwerdeverfahren und Beratungsstellen – Das Gutachten regt an, dass Institutionen Konzepte für unabhängige Ombudspersonen sowie Beschwerde- und Beratungsstellen entwickeln, an die sich Kund*innen, Student*innen/ Auszubildende und Beschäftigte wenden können. Auch innerbetriebliche Beschwerdestellen für Beschäftigte nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz fehlten vielfach noch, konstatiert das Gutachten. Bedarfe für Beschwerdemechanismen wurden u. a. in der stationären Pflege, in Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände, Jobcentern und Arbeitsagenturen, bei der Polizei sowie der öffentlichen Verwaltung festgestellt.
Empowerment und Community Building – Der Empfehlung des Gutachtens folgend sollten Kund*innen, Nutzer*innen und Mitarbeitende von Institutionen in die Lage versetzt werden, sich ihrer Ressourcen bewusst zu werden. Im Zuge eines solchen Empowerments werden Wissen zu Diskriminierungsmechanismen sowie passgenauen Maßnahmen vermittelt. Darüber hinaus regen die Autor*innen an, stets Betroffene zu beteiligen, wenn beispielsweise Maßnahmen des Personalmanagements konzipiert werden.
Datenerhebung und Diversity Monitoring – Die Autor*innen des Gutachtens sehen den Bedarf, Daten zu Gleichstellung und Antidiskriminierung in den Institutionen systematisch zu erheben und über ein Diversity Monitoring die Teilhabe unterschiedlicher Gruppen kontinuierlich zu dokumentieren. Die gewonnenen Daten sind Grundlage, um Handlungsbedarfe zu erkennen und zu begründen.
Dialog und Austausch – Um einen Austausch und eine bessere Vernetzung der Akteur*innen im Diversitätsmanagement zu ermöglichen, regt das Gutachten an, spezifische sowie bereichsübergreifende Veranstaltungsformate zu entwickeln und zu etablieren.
Wirkungsforschung und Kommunikation – Bedarf sieht das Gutachten auch im Hinblick auf die Etablierung einer Wirkungsforschung und Evaluation, um erfolgreiche Maßnahmen der Antidiskriminierung und Förderung von Vielfalt zu identifizieren. Diese sollten dann öffentlichkeitswirksam aufbereitet und bundesweit zugänglich gemacht werden.