| Soziale Teilhabe Studie zur Zuwanderung von Menschen aus Eritrea und Syrien nach Deutschland
In einer neuen Studie, die zugewanderte Menschen aus Eritrea und Syrien in den Mittelpunkt stellt, haben das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) neben den Wanderungsmotiven auch Familienstrukturen, Unterstützungsnetzwerke und die soziale Einbindung untersucht.
An der repräsentativen Befragung nahmen knapp 1.500 erwachsene Männer und Frauen teil, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind. Der Großteil der befragten Personen gibt an, das jeweilige Herkunftsland aufgrund bewaffneter Konflikte, aus Angst vor Zwangsrekrutierung sowie politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung verlassen zu haben. Neben diesen Gründen lassen sie sich von weiteren Überlegungen leiten, das Land zu verlassen: Diese betreffen zukunfts- und familienbezogene Motive, wie die Sorge um die Zukunft der Kinder.
Beide Gruppen von Zugewanderten erreichen Deutschland sehr unterschiedlich: So gab etwa die Hälfte der Befragten aus Syrien an, für die Migration maximal drei Monate benötigt zu haben. Bei Menschen aus Eritrea hingegen ist die Zuwanderung häufig durch lange, manchmal mehrjährige Aufenthalte in anderen Ländern gekennzeichnet. "Bemerkenswert ist die lange Dauer des Migrationsprozesses: Ein Drittel der Zugewanderten aus Syrien und sogar zwei Drittel derer aus Eritrea war länger als ein Jahr unterwegs, um nach Deutschland zu gelangen", erklärt Prof. Dr. Norbert F. Schneider, Direktor am BiB.
63 Prozent der eritreischen Männer und 47 Prozent der eritreischen Frauen sind nach eigenen Angaben alleine in Deutschland angekommen. Menschen aus Syrien hingegen haben den Weg mehrheitlich mit engen Familienmitgliedern auf sich genommen. "Die Mehrheit der Befragten lebt gegenwärtig mit der eigenen Kernfamilie in Deutschland. Dass der Partner beziehungsweise die Partnerin oder auch eigene Kinder im Ausland leben, ist eher die Ausnahme, außer bei eritreischen Männern. Bei diesen kommen durchaus solche sogenannte 'transnationale' Familienkonstellationen vor", erklärt Dr. Lenore Sauer vom BiB. Die meisten Mitglieder der erweiterten Familie, also Geschwister, Eltern oder Schwiegereltern, leben hingegen nur manchmal in Deutschland, aber meistens im Herkunftsland oder in anderen Ländern.
"Kontakte zu Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten oder Ehrenamtlichen unterstützen den Ankommensprozess geflüchteter Frauen und Männer aus Syrien und Eritrea maßgeblich. Kontakte zu Personen der Aufnahmegesellschaft müssen jedoch oft erst gefunden und ausgebaut werden – einer Unterstützung hierbei kommt eine wichtige Rolle zu", ergänzt Dr. Anja Stichs, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungszentrum des BAMF. So werden persönliche Angelegenheiten in erster Linie mit Familienangehörigen besprochen. Auch die Freizeit verbringen die Studienteilnehmenden überwiegend mit Familienangehörigen. Eine Ausnahme bilden eritreische Männer, die eher nicht verwandte Personen treffen (75 Prozent). Hilfestellungen und Unterstützung im Alltag erhalten die Befragten hingegen mehrheitlich von nicht verwandten Personen. Dies verdeutlicht die Bedeutung breit gestreuter Netzwerke.
Die Studie zeigt weiterhin, dass der Großteil der Zugewanderten (knapp 65 Prozent) mit dem Leben in Deutschland zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist. Ähnlich verhält es sich mit der Zufriedenheit über den Freundes- und Bekanntenkreis. Diese steigt insbesondere mit mehr Kontakten zu Personen aus der Aufnahmegesellschaft. "Die Studie gibt wertvolle Einblicke in die familiäre und soziale Lebenswelt von Frauen und Männern aus Syrien und Eritrea in Deutschland. Mit dem gemeinsamen Projekt haben wir nun eine starke wissenschaftliche Datengrundlage, um neben vielen anderen Themen zu erforschen, wie bedeutend die soziale Einbindung für eine erfolgreiche Integration von kürzlich Zugewanderten ist", resümiert Katrin Hirseland, Abteilungsleiterin Forschungszentrum des BAMF.
Die gemeinsame Broschüre ''Migration. Familie. Soziale Beziehungen. Transnationale Familienkonstellationen und soziale Einbindung von Menschen aus Eritrea und Syrien in Deutschland'' des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des BAMF-Forschungszentrums stellt die ersten zentralen Befunde aus dem Projekt "Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany (TransFAR)" vor. Im Fokus der bundesweiten Studie stehen die familiäre und soziale Situation von kürzlich zugewanderten Menschen aus Eritrea und Syrien.
Weitere Informationen zum Projekt ''Forced Migration and Transnational Family Arrangements – Eritrean and Syrian Refugees in Germany (TransFAR)'' finden Sie hier.