| Frauen und Familie Studie: schlechte Wohnsituation für Frauen und Kinder in Aufnahmeeinrichtungen
Laut einer repräsentativen Studie der Berliner Charité, die 639 geflüchtete Frauen befragt hatte, empfindet die große Mehrheit die Unterbringungssituation als schlecht oder sehr schlecht. Die Studie wurde von Aydan Özoguz (SPD), der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, in Auftrag gegeben.
Im Bericht auf Zeit Online heißt es:
"Demnach ist die große Mehrheit der geflüchteten Frauen in Deutschland zwischen 17 und 39 Jahren alt, kommt aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak und ist vor allem wegen des Krieges, Terrors und der Lebensgefahr geflüchtet. Manche gaben als Fluchtgründe auch Hunger oder die Sorge vor Entführung, Gewalt und Folter an. (...)
Ihre aktuelle Lebensqualität in Deutschland bewertet knapp die Hälfte der Frauen als mittelmäßig, vor allem die Wohnsituation sei schlecht oder sehr schlecht, die hygienischen Bedingungen mangelhaft. Sie klagen über sexuelle Übergriffe, Lärm, Diskriminierung und ein Klima der Respektlosigkeit. Das Schlimmste aber sei das Fehlen der Privatsphäre. (...)
Laut der Charité-Studie fühlen sich die meisten der Befragten in den Unterkünften ärztlich schlecht betreut, auch eine psychologische Betreuung gebe es häufig nicht. Großen Kummer bereitet den Frauen die Trennung von ihren Familien."
Im ausführlichen Bericht des Spiegels, der auch Grafiken über die Ergebnisse der Studie online gestellt hat, heißt es:
"Viele Frauen berichten von psychischen Problemen, am häufigsten genannt werden Traurigkeit (40 Prozent), die Neigung zum Weinen (52 Prozent) sowie Schlafprobleme, Nervosität und Angstgefühle. Fünf Prozent der Flüchtlinge berichten von starken Selbstmordgedanken - die Macher der Studie mahnen dringend eine adäquate Suizidprävention in den Unterkünften an.
Bei allen genderspezifischen Ähnlichkeiten gilt es zu differenzieren, aus welchen Ländern die Frauen kommen. So berichten Somalierinnen von schweren gesundheitlichen Problemen durch die in ihrer Heimat übliche Genitalverstümmelung. Oft bleiben die Folgen der Beschneidung unbehandelt, weil es gerade in dieser Gruppe große Sprachbarrieren gibt und Übersetzer und Dolmetscher fehlen. In Einzelfällen soll es der Studie zufolge sogar zu lebensbedrohlichen Fehlbehandlungen durch deutsche Ärzte gekommen sein, weil die Kommunikation nicht gewährleistet war. 38 Prozent der Frauen aus Somalia gaben zudem Angst vor sogenannten Ehrenmorden als Fluchtgrund an."
Die Macher der Studie stellen folgende Forderungen auf:
- "In den Flüchtlingsunterkünften werden mehr professionelle Übersetzer und Dolmetscher gebraucht, außerdem mehr muttersprachliches Personal
- Allein reisende Frauen sollten separat untergebracht werden
- Asylverfahren sollten beschleunigt und die Wartezeiten für eine Familienzusammenführung reduziert werden, um zusätzliche psychische Belastungen der Frauen zu vermeiden
- Es bedarf der schnelleren Bereitstellung von Sprach- und Integrationskursen
- Angebote für Psychotherapie und Suizidprävention müssen erweitert werden. Bisher sind sie nicht im Katalog der Regelversorgung von Geflüchteten und müssen in langwierigen Verfahren beantragt werden.
- Behandlung von Opfern weiblicher Beschneidung muss durch Experten erfolgen
- Frauenspezifische Probleme wie Genitalverstümmelung und häusliche Gewalt müssen thematisiert werden"