| Aktuell, Abschiebung Kreis Steinfurt will nächste Woche Folteropfer nach Sri Lanka abschieben

Presseinformation des Projekts „Abschiebungsreporting NRW" des Komitees für Grundrechte und Demokratie e.V., 24. Juni 2022.

Das Projekt „Abschiebungsreporting NRW" des Komitees für Grundrechte und Demokratie e.V. weist auf die drohende Abschiebung eines Mannes nach Sri Lanka hin, die für kommenden Montag geplant wird. Der Mann ist Tamile, wurde Opfer von Folter und lebt seit über 11 Jahren in Deutschland. Bei Rückkehr droht ihm politische Verfolgung.

Aufgrund des Erlebten ist der Mann schwer psychisch erkrankt und wurde zuletzt auch stationär behandelt. Trotzdem ist der in Lotte lebende Mann nun seit mehr als drei Wochen auf Geheiß des Kreises Steinfurt in der Abschiebehaft Büren inhaftiert. Der Internationale Menschenrechtsverein Bremen e.V. hat vor wenigen Tagen auf die Situation des Mannes öffentlich hingewiesen [1]. Mittlerweile ist auch der Petitionsausschuss des Landtages NRW eingeschaltet.

Sebastian Rose, Abschiebungsreporting NRW, Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.:

„Die geplante Abschiebung des Mannes nach Sri Lanka muss sofort gestoppt werden. Abschiebungen dorthin sind völlig unvertretbar. Die Menschenrechte werden grob missachtet [4], was auch die Bundesregierung so sieht. Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden [5], die Versorgungslage ist zurzeit extrem schlecht. Der Mann braucht Flüchtlingsschutz, ein sofortiges Bleiberecht und muss umgehend aus der Abschiebehaft entlassen werden!"

Bereits im Frühjahr 2021 hatte Nordrhein-Westfalen das Tabu von Abschiebungen nach Sri Lanka gebrochen [6] und eine Sammelabschiebung über den Flughafen Düsseldorf durchgeführt. Insgesamt wurden aus Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr 34 Menschen nach Sri Lanka abgeschoben, bundesweit waren es 56 Menschen. Und 2022 geht es genau so weiter. Das Abschiebungsreporting NRW hat im April 2022 die Abschiebung einer Mutter mit ihrer 4-jährigen Tochter aus Gummersbach [7] nach Sri Lanka öffentlich gemacht, die unter Hinnahme einer Kindeswohlgefährdung vom Oberbergischen Kreis durchgeführt worden war.

Sebastian Rose, Abschiebungsreporting NRW, Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.:

„Die geplante Abschiebung des Mannes aus Steinfurt konterkariert zudem erneut das von der Bundesregierung geplante sogenannte „Chancen-Aufenthaltsrecht". Der Mann hat zuletzt bis 2021 über Jahre hinweg bei einem Unternehmen in Georgsmarienhütte [8] im Landkreis Osnabrück gearbeitet. Die gleiche Firma würde ihn sofort wieder einstellen [9]."

Die Bundesregierung hat zuletzt Anfang Juni 2022 einen Gesetzentwurf für ein Chancen-Aufenthaltsrecht vorgelegt. Nach dem Willen der Regierungsparteien im Koalitionsvertrag sollen alle Personen, die zum 01. Januar 2022 mindestens seit 5 Jahren im Bundesgebiet leben, straffrei sind und sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen, ein Bleiberecht erhalten können. Das Bundeskabinett will den Gesetzentwurf nach bisherigen Planungen noch vor der politischen Sommerpause beschließen, sodass anschließend das parlamentarische Verfahren beginnt.

Sebastian Rose, Abschiebungsreporting NRW, Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.:

„Leider haben wir in den letzten Monaten landesweit zahlreiche Abschiebungen in Nordrhein- Westfalen beobachten müssen, die bei rascherer Umsetzung des Gesetzesvorhabens für ein verbessertes Bleiberecht bzw. durch eine Vorgriffsregelung der Landesregierung hätten gestoppt werden können. Bereits sieben andere Bundesländer haben eine solche Vorgriffsregelung getroffen oder angekündigt, nur NRW weiterhin nicht. Die neue Landesregierung muss hier sehr bald für Verbesserungen sorgen!"

Kontakt:
Abschiebungsreporting NRW
Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.
Sebastian Rose
Telefon 0221 / 972 69 -32
E-Mail: roseabschiebungsreporting.de

Diese Presseinformation finden Sie hier als PDF.

Mehr Informationen:

Wir fordern die sofortige Entlassung von Krishna aus der Abschiebehaft! Seine drohende Abschiebung nach Sri Lanka wäre aus politischen wie gesundheitlichen Gründen fatal! Meldung des IMRV Bremen e.V. vom 18. Juni 2022: https://humanrights.de/de/4794

Update: Wir fordern die sofortige Entlassung von Krishna aus der Abschiebehaft! Seine drohende Abschiebung nach Sri Lanka wäre aus politischen wie gesundheitlichen Gründen fatal! Meldung des IMRV Bremen e.V. vom 23. Juni 2022: https://humanrights.de/de/4821


Hintergrund „Abschiebungsreporting NRW": Das Projekt „Abschiebungsreporting NRW" hat im August 2021 seine Arbeit aufgenommen. Es macht besonders inhumane Aspekte der
Abschiebungspraxis an Einzelfällen öffentlich und nimmt besondere Härten bei Abschiebungen in den Blick. Mehr Informationen finden Sie hier.

 

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Ehrenamtspreis des Flüchtlingsrates NRW

Mit dem Ehrenamtspreis möchte der Flüchtlingsrat NRW das ehrenamtliche Engagement von in der Flüchtlingshilfe aktiven Initiativen und Einzelpersonen in NRW ehren und diese in ihrer Arbeit stärken.

Weitere Informationen zum Ehrenamtspreis finden Sie hier.

Forum Landesunterbringung


Neues Webforum "Flüchtlinge in Landesaufnahmeeinrichtungen in NRW (WFL.NRW)" jetzt online!
Das Webforum möchte einen Einblick in die Situation von Flüchtlingen in Landesaufnahmeeinrichtungen ermöglichen.

Das Webforum finden Sie hier.

Keine Propaganda auf Kosten von Flüchtlingen! Argumentationshilfen gegen Vorurteile

Der Flüchtlingsrat NRW e.V. stellt einen Flyer sowie eine ausführliche Argumentationshilfe zur Entkräftung von Vorurteilen (Stand: November 2023) bereit.

Den Flyer und die Argumentationshilfe finden Sie hier.

Broschüre zum Engagement für Flüchtlinge in Landesunterkünften

Der Flüchtlingsrat NRW hat die Broschüre „Ehrenamtlich engagiert – für Schutzsuchende in und um Aufnahmeeinrichtungen des Landes NRW“ aktualisiert (Stand Dezember 2021).

Die Broschüre können Sie hier herunterladen.

Kooperations- und Fördermöglichkeiten für flüchtlingspolitische Veranstaltungen und Projekte

Broschüre des FR NRW, Stand November 2023, zu verschiedenen Institutionen, die fortlaufend für eine finanzielle Unterstützung von Projekten und Veranstaltungen zu flüchtlingspolitischen Themen angefragt werden können.

Mehr dazu

Flüchtlingsunterkünfte in NRW

Der Flüchtlingsrat NRW veröffentlichte seine Broschüre mit den Ergebnissen der Fragebogenerhebung aus dem Frühjahr 2021 zur Lebenssituation in den kommunalen Flüchtlingsunterkünften Nordrhein-Westfalens (Stand: März 2022).

Die Broschüre können Sie hier herunterladen.

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