Unsicheres Afghanistan
Die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan im vergangenen Jahr zeigt die Kontinuität der Bedrohung auf, die bereits im Jahr 2016 und davor deutlich war. Die Gesamtzahl der zivilen Opfer 2017 betrug 10.453, 3.438 getötete Zivilist*innen und 7.015 Verletzte (UNAMA/ Afghanistan). Und auch 2018 setzt sich dieser alamierende Trend fort. Berichten der Vereinten Nationen zufolge gab es bis September 2018 bereits 8.050 zivile Opfer, 2.798 getötete Zivilist*innen und 5.252 Verletzte (UNAMA). Es gibt keine Gebiete in Afghanistan, die auf Dauer sicher sind.
BBC-Recherchen zufolge "lebt die Hälfte der Bevölkerung in Gegenden, die entweder von den Taliban kontrolliert werden oder in denen die Taliban offen präsent sind und regelmäßig Angriffe verüben" (BBC). Im weltweiten Risikoindex gehört Afghanistan seit drei Jahren ununterbrochen zu denjenigen fünf Ländern, die die höchsten menschlichen Krisen und Zerwürfnisse aufweisen (INFORM index for risk management). Und auch die Vereinten Nationen stufen, dem Guardian zufolge, Afghanistan wieder als Land in "aktivem Konflikt" ein. Dies bestätigt auch ein aktuelles Gutachten von Friederike Stahlmann: "Die Gefahr, allein aufgrund der Anwesenheit in Afghanistan einen ernsthaften Schaden hinsichtlich des Lebens oder der körperlichen Unversehrtheit zu erleiden, besteht im gesamten Staatsgebiet" (Gutachten Afghanistan).
Laut Bundestagsdrucksache 19/632 vom 05.02.2018 hält sogar die Bundesregierung die Sicherheitslage in Afghanistan für „weiterhin volatil“ und von „starken regionalen Unterschieden“ geprägt, also für unsicher.
Und trotz dieser alarmierenden Kenntnisse ist die bereinigte Schutzquote im Asylverfahren für Afghan*innen von 77,6 % (2015) auf 47,5% (2017) gesunken und dieser Abwärtstrend setzt sich auch in 2018 (2. Quartal 2018: 49,1%) fort (BAMF), obwohl Expert*innen im weiteren Verlauf des Jahres mit weiteren Verschlechterungen der Sicherheitslage in Afghanistan rechnen (ZDF).
Nicht einmal vor Abschiebungen macht die Bundesregierung halt. Abschiebungen nach Afghanistan werden weiterhin „konsequent umgesetzt“. Seit Ende 2016 fanden bisher insgesamt 19 Sammelabschiebungen nach Afghanistan statt, welche bislang mehrere hundert Afghan*innen betrafen.
Weitere Hintergrundinformationen zum Herkunftsland Afghanistan finden Sie bei PRO ASYL
Rechtssprechung mit Bezug auf Afghanistan finden Sie gebündelt beim Informationsverbund Asyl & Migration.